Ein Kommentar von Anna Zantis

Unser Chefredakteur Lars Kleinsteuber hat mit seinem Artikel „Wolfgang XIV. – “La ville c’est moi” “ für einigen Wirbel gesorgt, der mich mehr als überrascht hat. Wer hätte gedacht, dass eine Schülerzeitung Politiker regelrecht auf den Plan ruft. Wer hätte gedacht, dass das Rathaus sich so schnell aufmischen lässt.

Ich stelle mir die Frage, wie die CDU auf den Artikel aufmerksam geworden ist. Behält das Rathaus Medienquellen im Blick, besonders solche, in denen Mitglieder der Opposition aktiv sind? Bekanntermaßen bekleidet unserer Chefredakteur gleichzeitig das Amt des Vorsitzenden der Übach-Palenberger Jusos, dem Jugendableger der SPD. Dafür sprechen die Kommentare, die am Tag der Veröffentlichung auf der Einblicke-Seite geschrieben wurden. Andererseits könnten sie ebenfalls erst auf den selben Artikel gestoßen sein, der auf der Internetseite der Jusos veröffentlicht wurde. Ich weiß es nicht. Jedoch gibt mir die schnelle, heftige Reaktion zu denken.

Außerdem scheinen manche ein Problem mit Lars Doppelrolle als Chefredakteur und Jusos-Vorsitzender zu haben. Diese Position verstehe ich, auch wenn sich meine anders darstellt. In diesem als Kommentar gestalteten Beitrag spricht ein Journalist mit SPD-Meinung. Einblicke liefert nicht bloß nüchterne, sachliche Berichte. Ich gebe denjenigen vollkommen Recht, die fordern, dass eine klassische Zeitung unparteiisch und unabhängig handeln müsse. Doch wir sind in erster Linie Schülerinnen und Schüler, die entsprechend ihren Interessen und Meinungen frei schreiben und kommentieren. Folgerichtig ist Lars Kleinsteuber kein Chefredakteur im klassischen Sinn. Er ist der Älteste in unserer Runde, der Erfahrungen vermittelt, Ratschläge erteilt, mit der Technik hilft und für mich als Vorbild dient.

Weiterhin gibt es eine Sache, die mich besonders verstimmt. Es ist schon das zweite Mal, dass Politiker anscheinend unserem Chefredakteur den Mund verbieten wollen. Damals ging es ebenfalls um Kritik am Bürgermeister. Fast könnte der Gedanken aufkommen, die CDU habe ein Problem mit Kritik?! Wir wissen, dass unsere Beiträge nicht zwangsläufig jedermann gefallen. Dennoch bleiben wir selbstbewusst; wir müssen niemanden um Erlaubnis bitten. Meinen Respekt für Lars Offenheit und Standhaftigkeit. Ich persönlich lasse mir auch von keiner „Autorität“ ins Handwerk fuschen und verurteile (versuchte) Zensur aufs Schärfste.

Trotzdem gebe ich zu, dass Lars nicht ganz sauber formuliert hat. Die Kritik, Fakten und persönliche Meinung genauer zu trennen, ist nachvollziehbar. Es wird durchaus provoziert und der Autor sagt selbst, jenes sei seine Absicht gewesen. Dass dies manch einem gegen den Strich geht, ist normal. Dies ist das Prinzip von Satire, welche wohl bemerkt erlaubt ist. Ich zitieren den CDU-Chef Günter Weinen: „Ein Schülerzeitung (hat) die Aufgabe und Verpflichtung, die Grenzen des Anstands und des guten Geschmacks nicht zu überschreiten.“ Wenn der Artikel, seiner Meinung nach, sich sehr nahe an der Grenze befindet, ist sein gutes Recht. Meinungsfreiheit hat schließlich jeder (Grundgesetz, Artikel 5, Absatz 1). Satire jedoch lässt sich immer unterschiedlich interpretieren. Über Geschmack lässt sich streiten.

Im Folgenden wende ich mich direkt an den CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Herrn Weinen: Sie treten für mich persönlich stark in den Vordergrund. Immerhin werden Sie nicht im Rahmen des Artikels als Person kritisiert oder mit metaphorischen Spitznamen betitelt. Allerdings melden Sie sich in einem Artikel der Geilenkirchener Zeitung deutlich und ausführlich zu Wort. Ich hatte erwartet, dass unserer Bürgermeister sich äußern würde.

Jetzt komme ich zu dem Punkt politische Unabhängigkeit: In unserer Schülerzeitung arbeiten wir frei und akzeptieren gegensätzliche Meinungen. Lars hat meinen gesamten Rückhalt darin, dass er seine Position so eindeutig vertritt. Sie müssen sie ja nicht teilen. Auch Schüler haben das Recht, zu sagen, was sie denken, doch leider vergessen Erwachsene manchmal das.

Zudem berufe ich mich auf § 48 des Schulgesetzes, Absatz 5:

Einseitige politische Beeinflussung einschließlich Werbung zu politischen Zwecken sind in schulischen Veranstaltungen und auf dem Schulgelände während der Unterrichtszeit nicht zulässig.

Demnach sind politische Themen erlaubt, solange nicht einseitig für beispielsweise Parteien geworben wird, zudem finden unsere Reaktionssitzungen außerhalb der Unterrichtszeit statt. Lars Artikel ist ein Meinungsdarstellung und unsere Zeitung wird nicht durch einem speziellen politische Charakter geprägt. Jeder kann in seinem eigenen Stil schreiben und Lars Beiträge spiegeln eben die Meinung der SPD wieder, die er teilt. Sie sind herzlich eingeladen, die Archive durchzusehen, um dies festzustellen.

Abschließend möchte ich allen Lesern sagen, dass wir für konstruktive Kritik immer offen sind. Schließlich lässt sich bei uns jüngeren Redakteuren vieles verbessern, weil wir die Welt des Journalismus noch kennenlernen. Dass eine Fachperson unsere Reaktionssitzung besucht, um Tipps zu geben, würde ich begrüßen.

„So viel Aufmerksamkeit muss man sich als Schülermagazin erstmal erarbeiten“, dies werte ich als Kompliment der Geilenkirchener Zeitung. Wir bleiben am Ball. Versprochen!

Der Stein fiel ins Wasser und wird weitere Kreise ziehen. Die letzte Welle hat das Ufer noch nicht erreicht. Unterschätzt die Jugend nicht!

Von

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